Stimmstörungen

Wann ist eine Stimmtherapie notwendig?
Stimmstörungen können im Kinder- Jugend- oder Erwachsenenalter auftreten. Es gibt organisch bedingte und funktionelle Stimmstörungen, die sich insbesondere in Heiserkeit oder eingeschränkter Belastbarkeit äußern können. Auch psychogene Ursachen können infrage kommen. Insbesondere Menschen mit einer hohen stimmlichen Belastung im Alltag, wie Lehrer, Radiosprecher, Verkäufer etc. können von einer Stimmstörung betroffen sein und benötigen dann logopädische Behandlung, um ein gesundes Stimmuster zu reaktivieren. Auch Verletzungen nach Operationen z.B. der Schilddrüse, oder Lähmungen der Stimmlippen können Stimmstörungen auslösen. Nicht nur Erwachsene auch Kinder oder Jugendliche im Stimmbruch (Mutationsstimmstörungen) können von stimmlichen Problemen beeinträchtigt sein, die eine logopädische Therapie notwendig machen.
Wie gestaltet sich die Stimmtherapie?
Ebenso vielfältig wie die logopädischen Störungsbilder sind auch die Therapiemöglichkeiten, um die Kommunikationsfähigkeit und die Stimme wiederherzustellen, zu erhalten und zu verbessern. Dabei erfolgt die Behandlung in Form von Übungen, die auf das jeweilige Störungsbild abgestimmt und an die individuellen sprachlichen Fähigkeiten des Patienten angepasst sind. Zu den logopädischen Aufgaben gehört neben der Therapie, die Diagnostik sowie die Beratung und Aufklärung des Patienten und seinen Angehörigen. Aus einem ausführlichen Anamnesegespräch und anhand der logopädischen Diagnostik werden die jeweiligen Therapieschwerpunkte und –ziele abgeleitet. Diese werden dann gemeinsam mit dem Patienten besprochen und dabei werden auch seine Wünsche und Vorstellungen zur Therapie berücksichtigt. So kann der Therapeut einen Therapieplan erstellen und geeignete Übungen auswählen.
Wie erhalte ich als Erwachsener eine logopädische Therapie?
Eine logopädische Verordnung stellt bei Bedarf der Hausarzt, HNO-Arzt oder Phoniater aus. Die Therapie kann ein- bis dreimal pro Woche erfolgen und dauert 30, 45 oder 60 Minuten. Die Frequenz und Dauer sind dabei abhängig vom Störungsbild und der jeweiligen Konstitution des Patienten.
Was sind Stimmstörungen?
Stimmstörungen sind Beeinträchtigungen der Stimm- und Atemfunktion mit verändertem Stimmklang, -höhe, Atemmuster und verminderter Belastbarkeit. Man unterscheidet funktionelle, organische und psychogene Dysphonien.
Funktionelle Stimmstörungen
Hier liegt keine organische Veränderung des Stimmapparates vor. Die Stimme ist durch falschen Gebrauch und muskuläres Ungleichgewicht über längere Zeit beeinträchtigt.
Ursachen:
- Fehl- oder Überbelastung der Stimme (z. B. Sprechberufe, lautes Sprechen)
- Gewohnheiten wie häufiges Räuspern oder Nachahmung falscher Stimmvorbilder
- Veranlagung (z. B. Kehlkopfanatomie, Hörvermögen)
Organisch bedingte Stimmstörungen
Diese entstehen durch anatomische Veränderungen im Kehlkopf. Die Stimme klingt oft heiser, rau oder ist zeitweise nicht möglich.
Ursachen:
- HNO-Erkrankungen (z. B. Kehlkopfentzündungen, Reflux)
- Veränderungen der Stimmlippen (z. B. Knötchen, Ödeme)
- Stimmlippenlähmungen
- Verletzungen durch OPs, Unfälle, Intubation
- Tumorbedingte Eingriffe
- Angeborene Fehlbildungen
- Hormonelle Einflüsse
- Schadstoffe (z. B. Rauchen, Dämpfe)
- Neurologische Erkrankungen (z. B. Parkinson, ALS)
Psychogene Stimmstörungen
Diese entstehen rein psychisch, meist durch plötzliche Belastungen. Es kommt zu akutem Stimmverlust (Aphonie) oder verändertem Stimmklang (Dysphonie).
Ursachen:
- Psychischer Stress
- Traumatische Erlebnisse
- Unlösbare Konflikte (z. B. Mobbing, Verluste)
Behandlung erfolgt psychotherapeutisch und logopädisch.
Wie wird eine Dysphonie behandelt?
Ziel:
Die Stimmtherapie zielt auf eine alltagstaugliche, belastbare Stimme mit klarem Klang ab. Ein ökonomischer Stimmgebrauch soll erreicht werden.
Anamnese und Diagnostik:
Im Erstgespräch werden Stimmprobleme, Lebenssituation und mögliche Ursachen besprochen. Es folgt eine logopädische Untersuchung von Haltung, Atmung, Stimmklang und Artikulation.
Therapie und Beratung:
Die Behandlung besteht aus individuell angepassten Übungen, die verschiedene Bereiche ansprechen:
-
Wahrnehmung:
Schulung des Körper- und Stimmempfindens, Erkennen ungesunder Muster, Entwicklung eines Gefühls für Belastungsgrenzen. -
Atmung:
Training einer gesunden Brust-Bauchatmung zur besseren Stimmkontrolle und Erhöhung der Belastbarkeit. -
Phonation:
Lockerungs- oder Kräftigungsübungen für eine gesunde Stimmlippenschwingung und besseren Klang. -
Artikulation:
Deutliche Sprechbewegungen verbessern die Verständlichkeit und entlasten die Stimme. -
Haltung, Tonus und Bewegung:
Ausgleich körperlicher Spannungsmuster durch Entspannung, Kräftigung und gezielte Bewegungsübungen zur Unterstützung der Stimmfunktion. -
Person und Intension:
Die Therapie berücksichtigt die Persönlichkeit und das emotionale Befinden. Die Stimme wird als Ausdrucksmittel verstanden und bewusst eingesetzt.
Beratung:
Der Patient wird über Ursachen, Stimmhygiene und gesunden Stimmgebrauch aufgeklärt. Ganzkörperliche Zusammenhänge werden einbezogen, um die Stimme ganzheitlich zu stärken.
Logopädin für Kinder und Erwachsene