Legasthenie - die Lese-Rechtschreibschwäche

Was ist eine Lese-Rechtschreibschwäche?


Eine Lese-Rechtschreibschwäche ist eine Teilleistungsstörung. Das heißt nur das Lesen und Schreiben sind von einer Störung betroffen, die restlichen Bereiche sind durchschnittlich oder überdurchschnittlich gut entwickelt. Das heißt, eine LRS hat keinesfalls etwas mit dem Intelligenzniveau der Betroffenen zu tun! In Deutschland wird der Begriff „Legasthenie“ als Synonym verwendet. Wird eine LRS im Schulalter nicht festgestellt und behandelt, kann diese bis ins Erwachsenenalter andauern.

Ursachen und Symptome für Legasthenie


Bis heute sind die Ursachen einer Lese-Rechtschreibschwäche nicht eindeutig geklärt. Jedoch genetische Ursachen konnten belegt werden. In Betracht kommen zudem weitere vielfältige Faktoren, wie nicht altersgemäß entwickelte Fähigkeiten, die Voraussetzungen für den Schrift- und Leseerwerb sind (z.B. phonologische Fähigkeiten) sowie Umweltfaktoren wie die Lernumgebung, Lehrpersonen usw. Es sollten auch unbedingt Hör- und Sehfähigkeiten abgeklärt werden, um diese als Ursache auszuschließen.

Auffälligkeiten im Vorschulalter

Ausschlaggebende Vorläuferfunktionen für den Lese- und Schriftspracherwerb entwickeln sich bereits im Vorschulalter. Daher gibt es einige Anhaltspunkte die schon vor Schuleintritt auf eine Legasthenie hindeuten.

Die meisten Kinder, die eine LRS entwickeln, zeigen Probleme in der Wahrnehmung, besonders visuell und auditiv.

Schwierigkeiten in der Sprachentwicklung:

  • Verzögerter Sprechbeginn
  • Wortschatz-Defizite
  • Dyslalien, Artikulationsprobleme
  • Sprachverständnisstörungen
  • eingeschränkte phonologische Bewusstheit (Probleme mit Reimen, Silben, bei der Lautdifferenzierung etc.)

Weitere Auffälligkeiten:

  • Schwierigkeiten beim Lernen von Liedern (können sich Text und Melodien nicht merken)
  • Wortfindungs-Störungen (Schwierigkeiten beim Wortabruf bzw. bei der Speicherung)
  • Schwierigkeiten bei Richtungsangaben
  • Unaufmerksamkeit, übermäßiges Herumalbern in Ruhezeiten und motorische Unruhe sind ebenfalls auffällig.
  • Auch körperliche Beschwerden wie Bauch-, Kopfschmerzen und Übelkeit sind Hinweise.

Symptome im Schulalter

Schreiben:

  • Buchstabenauslassungen, -vertauschungen, -hinzufügungen oder -umstellungen
  • Auslassungen von Wörtern oder Wortteilen
  • unleserliches Schriftbild
  • langsames Schreiben
  • verkrampfte Stifthaltung
  • Häufige Fehler in Diktaten und Aufsätzen
  • Schwierigkeiten beim Abschreiben oder Verschriftlichen von mündlich gestellten Aufgaben

Lesen:

  • zahlreiche Fehler beim lauten Lesen, Stocken, Selbstkorrekturen
  • langsames Erlesen neuer unbekannter Wörter
  • Schwierigkeiten Laute zu Wörtern zusammenzufügen (Lautsynthese) oder Wörter in Laute zu zerlegen bzw. beim Buchstabieren (Lautanalyse)
  • silbenweises Lesen von Wörtern und wortweises Lesen von Sätzen und Texten
  • mangelndes Lese-Sinnverständnis (Probleme die Inhalte des Gelesenen wiederzugeben)

Sprache:

  • Wortschatz-Defizite
  • Wortfindungs-Probleme
  • verwaschene Artikulation
  • grammatikalische Probleme

 

allgemeine Symptome/ Verhalten:

  • eingeschränkte visuelle und auditive Merkfähigkeit
  • Probleme beim Unterscheiden von rechts und links
  • motorische Ungeschicktheit
  • Schulangst
  • Konzentrationsschwäche
  • Mangelndes Selbstwertgefühl
  • Frustration und Aggressionen
  • „Klassenclown“
  • körperliche Begleiterscheinungen wie Kopf-, Bauchschmerzen, Übelkeit usw.

Was tun bei Verdacht auf eine LRS?


Wenn Sie den Verdacht auf eine LRS bei Ihrem Kind haben, sollten Sie sich an einen Kinder- und Jugendpsychiater/in wenden. Dieser kann genaue wissenschaftliche Tests durchführen, die bestätigen, ob eine Legasthenie besteht oder nicht. Es wird ein allgemeiner IQ-Test durchgeführt und weitere spezielle LRS-Diagnostiken angeschlossen.

Weiterhin sollten Sie das Gespräch mit dem/der Klassenlehrer/in suchen, um über die bestehenden Probleme und einen Nachteilsausgleich zu sprechen. Dieser beinhaltet:

  • Notenschutz (keine Benotung der Lese- und Rechtschreibleistungen)
  • mehr Zeit bei der Bearbeitung von Tests und Prüfungen
  • Leistungen alternativ mündlich prüfen
  • Einsatz bestimmter Hilfsmittel

Auch die Einbeziehung eines Schulpsychologen ist sinnvoll.

Sie können Sich auch bei allen Fragen zu einem Beratungsgespräch ans Jugendamt (psychologische Beratungsstelle) wenden. Hier wird auch LRS-Diagnostik angeboten und über eventuelle Kostenübernahmen einer Therapie entschieden.

Wer behandelt eine Lese-Rechtschreib-Schwäche und wie sieht die Therapie aus?


Es ist zunächst Sache der Schulen Kindern und Jugendlichen mit Schwierigkeiten im Lesen und Schreiben zu helfen. Dazu gibt es je nach Bundesland unterschiedliche Förderungsmöglichkeiten. In den meisten Fällen reicht dies aber nicht aus, um eine LRS gezielt zu behandeln. Daher können qualifizierten Fachpersonen hinzugezogen werden, die eine Lese-Rechtschreib-Therapie anbieten. Das sind u.a. Logopäden mit Zusatzqualifikationen, Legasthenie-Trainer, Lerntherapeuten u.ä.

Eine Legasthenie-Therapie ist immer sehr individuell, da auch die Symptome sehr vielfältig sind. Nachdem eine ausführliche LRS-Diagnostik durchgeführt und die genauen Schwierigkeiten und Schwerpunkte ermittelt wurden, wird speziell auf die Bedürfnisse des jeweiligen Kindes bzw. Jugendlichen eingegangen. Dabei spielt immer die Förderung der Wahrnehmung, Konzentration und Aufmerksamkeit eine wichtige Rolle. Zudem wird auf das Regelwissen eingegangen und es erfolgt eine symptomatische Bearbeitung der Fehler. Auch die ausführliche Beratung der Eltern und der Austausch mit Lehrern und Schulpsychologen gehören zu einer guten Therapie dazu. In der Regel findet auch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit dem Kinder-  und Jugendpsychiater statt sowie ggf. mit dem zuständigen Jugendamt und der dortigen psychologischen Beratungsstelle.

TERMIN VEREINBAREN: 08105 / 7989 380