Dysarthrie bei Erwachsenen - Merkmale und Behandlungsmöglichkeiten

Was versteht man unter Dysarthrie?


Eine Dysarthrie ist eine neurogene Sprechstörung im Erwachsenenalter, die durch eine Schädigung des zentralen oder peripheren Nervensystems verursacht wird. Dabei können durch eine Beeinträchtigung der Sprechmotorik die Sprechbewegungen nicht mehr korrekt gesteuert und ausgeführt werden. Synonym wird auch häufig der Begriff „Dysarthrophonie“ gebraucht, da sowohl die Aussprache als auch Stimme gestört sind. Betroffen sind unterschiedlich stark die Artikulation, Stimmgebung, Prosodie (Sprechmelodie), Sprechrhythmus und Atmung.

Eine Dysarthrie ist klar von einer Sprachstörung abzugrenzen. Die Betroffenen haben keine Schwierigkeiten beim Verstehen, Lesen oder Schreiben. Sie kann aber gleichzeitig mit einer Aphasie auftreten. Dann sind auch Sprachverständnis und –produktion beeinträchtigt.

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Wie wird eine Dysarthrie behandelt?


Anamnese und Diagnostik:

Nach einem ausführlichen Anamnesegespräch mit dem Patienten und seinen Angehörigen, indem alle wichtigen Faktoren, die zur Entstehung der Erkrankung und den individuellen Problemen, die der Patient derzeitig hat, geklärt werden, erfolgt eine logopädische Diagnostik. Überprüft werden die Ruhe- und Sprechatmung, Stimmgebung und Artikulation, Verständlichkeit sowie die Funktion der am Sprechen beteiligten Muskeln. Ebenso wird geschaut, wie der Patient mit seinen Symptomen im Alltag zurechtkommt, inwiefern er am sozialen Leben teilnehmen kann und wie hoch der individuelle Leidensdruck ist.

Beratung:

In Beratungsgesprächen werden der Patient und seine Angehörigen über die Ursachen und Folgen der Erkrankung aufgeklärt und gemeinsame Ziele für die Therapie festgelegt. Ebenso werden Hilfestellungen, Hinweise und Strategien für den Umgang mit der Störung im Alltag gemeinsam entwickelt.

Therapie:

Die Ziele einer Dysarthrietherapie sind die Verbesserung der Verständlichkeit und Koordination der Sprechfunktionen. Es soll wieder eine bessere Kontrolle über das eigene Sprechen, die Atmung und Stimmgebung erreicht werden.

Die Inhalte der Therapie richten sich individuell nach Art und Ausprägung der jeweiligen Symptome. Es wird mit gezielten Übungen auf Atmung, Stimmgebung, Sprachmelodie und –rthythmus sowie Aussprache eingegangen. Automatisierte Bewegungsmuster der Sprechorgane werden wieder erarbeitet und trainiert. Nicht immer ist eine Verbesserung der Symptome möglich, da oftmals degenerative neurologische Erkrankungen zu Grunde liegen. Daher kommen auch kompensatorische Maßnahmen zum Einsatz, wie der Einsatz von unterstützter Kommunikation (Gebärden, Fingeralphabet o.ä.) oder elektronischen Kommunikationshilfen.

Welche Ursachen haben Dysarthrien?


Dysarthrien liegen neurologisch bedingte Krankheiten oder Schädigungen des Gehirns zugrunde. Dadurch kommt es zu Lähmungen, Schwächung, Verlangsamung und/ oder Koordinationsstörungen der am Sprechen beteiligten Muskulatur. Die häufigsten Ursachen sind:

  • Morbus Parkinson
  • Multiple Sklerose (MS)
  • Amyotrophe Lateralsklerose (ALS)
  • Ataxien
  • Schlaganfall
  • Schädel-Hirn-Trauma
  • Hirntumore
  • entzündliche Hirnerkrankungen
  • Fazialisparesen

Wie äußert sich eine Dysarthrie?


Störung der Atmung:

  • Die Atmung ist häufig schnell und flach und unkoordiniert, d.h. die Patienten haben Schwierigkeiten Stimme und Atmung aufeinander abzustimmen.
  • hörbares Einatmen, „nach Luft schnappen“
  • ausgeprägte Brustatmung (Hochatmung)
  • Zwischenatmen, Gefühl, dass die Luft nicht ausreicht
  • Sprechen auf Restluft

Störung der Stimmgebung:

  • veränderter Stimmklang, oft rau, heiser, gepresst, belegt oder auch behaucht
  • Stimme versagt während des Sprechens (Aphonie) oder bricht weg
  • verminderte Belastbarkeit, schnelles Stimmermüden
  • zu hohe oder zu tiefe Stimmlage
  • veränderte Satzmelodie
  • sehr matte oder leise Stimme oder auch zu laute Stimme; willkürliche Steuerung der Lautstärke ist beeinträchtigt
  • verkürzte Stimmgebung

Störungen der Artikulation:

  • undeutliche, verwaschene Aussprache
  • zu hohe oder zu geringe Artikulationsspannung
  • Probleme bei der Verständlichkeit
  • verminderte Artikulationspräzision
  • reduzierte Kieferöffnungsweite
  • Auslassungen, Ersetzungen oder Einschübe von Lauten
  • gestörte Bewegungsgeschwindigkeit, Lautdehnungen

Störungen der Prosodie und des Sprechtempos:

  • reduzierte oder gesteigerte Sprechmelodie
  • monotones Sprechen
  • gestörte Betonung eines Wortes oder des gesamten Satzes
  • zu schnelles oder zu langsames Sprechen
  • Schnellerwerden im Wort oder Satz