Grundsätzlich werden zwei Richtungen in der direkten Stottertherapie unterschieden. Der „Modifikationsansatz“ nach Van Riper und die „Fluency Shaping Therapie“ wie z.B. die „Kassler Stottertherapie“ oder das „Lidcombe-Programm“.
Diese Therapierichtung wird auch als „Non-Avoidance-Ansatz“, also „Nicht-Vermeiden“ bezeichnet. Sie wird in 4 Phasen unterteilt, in denen der Stotterer lernt seine Symptome zu erkennen, zu akzeptieren und aktiv in sein Stottern einzugreifen. Das Konzept ist sowohl für Kinder als auch für Erwachsene geeignet.
Ziele:
Logopädin für Kinder und Erwachsene
Die Stottersymptome werden beobachtet, analysiert und genau beschrieben. Denn nur durch ein genaues Wissen über die eigene Symptomatik ist auch ein späteres Eingreifen möglich. Es wird genau untersucht, wo der Punkt liegt, der das Stottern auslöst und was die Anstrengungs- und Vermeidungsreaktionen sind, die der Stotternde daraufhin anwendet. Der Patient wird sich so über seine Artikulationsbewegungen, verschiedenen Muskelspannungen und –bewegungen im Gesicht und Hals sowie des gesamten Körpers bewusst.
In der Phase der Desensibilisierung soll die Angst vor dem Stottern schrittweise abgebaut werden. Der Betroffene lernt sein Stottern zu akzeptieren und die negativen Gefühle wie Angst, Scham, Wut usw. bezüglich des Stotterns zu neutralisieren. Der Patient soll so eine Art Gelassenheit und Toleranz gegenüber dem Stottern und der Reaktion der Zuhörer erlangen. Ein wichtiger Therapiebestandteil in dieser Phase ist das sogenannte „Pseudostottern“. Hierbei wird ein lockeres absichtliches Stottern erarbeitet, was zunächst weit entfernt von den tatsächlichen Symptomen ist und später ähnlicher wird. Sowohl der Therapeut als auch Patient und ggf. die Eltern müssen das Pseudostottern anwenden.
Die Modifikationsphase bildet das Kernstück der Therapie. Hier geht es darum direkt am Stottersymptom zu arbeiten, um so dieses schrittweise in ein leichteres anstrengungsfreies Stottern bis hin zum flüssigen Sprechen umzuwandeln. Dazu werden spezielle Techniken erlernt, die der Betroffene während des Stotterereignisses einsetzen kann, um sich beispielsweise aus einer Blockierung zu befreien.
Unter der Stabilisierung versteht man die Anwendung der erlernten Techniken im Alltag. Die Fortschritte werden gefestigt und es soll eine Automatisierung erzielt werden. Ebenso gehört die Nachsorge dazu. Dabei werden gemeinsam mit dem Therapeuten schwierige Alltagssituationen und Rückfälle bearbeitet. Diese Phase erfolgt in immer größer werdenden Therapieabständen und ist für einen langfristigen Therapieerfolg wichtig.
Beim Fluency Shaping Therapieansatz erfolgt ein systematischer Aufbau einer flüssigen Sprechweise, mit der das Stottern von vornherein vermieden werden soll. Um dies zu erreichen, wird ein völlig neues Sprechmuster erlernt, welches später nach und nach der natürlichen Sprechweise angeglichen wird. Da diese Methode sehr zeitaufwendiges, intensives Üben erfordert, wird sie meist als stationäre Therapie angeboten. Die Nachsorge kann dann auch bei speziell ausgebildeten niedergelassenen Logopäden erfolgen.
Ziele:
Ansatz:
Der Ansatz beruht auf dem systematischen Aufbau einer neuen Sprechweise, die weit vom eigenen Sprechen entfernt ist, sodass kein Stottern mehr auftritt. Das neue Sprechmuster ist dabei ein dauerhaftes Hilfsmittel und ist nicht dem authentischen Sprechen ähnlich. Es wird aber schrittweise dem natürlichen Sprechen angeglichen. Auf negative Gefühle, Ängste und Einstellungen wird nicht direkt eingegangen. Diese ändern sich von selbst im Zuge des flüssigen Sprechens. Ebenso wird davon ausgegangen, dass die Sekundärsymptome mit dem flüssigen Sprechen von alleine verschwinden. Durch intensive Nachsorgen soll der Transfer in den Alltag gewährleistet werden. Es gibt zahlreiche verschiedene Therapieprogramme für Kinder oder Erwachsene, die auf dem Fluency Shaping Ansatz basieren.
Zu den Sprechtechniken, die erlernt werden zählen:
Hierbei wird die Sprechgeschwindigkeit deutlich reduziert und die Vokale oder alle Laute werden gedehnt.
Die Wörter werden innerhalb einer Ausatemphase verbunden, sodass eine kontinuierliche Bewegung der Artikulationsorgane entsteht. Die Stimme darf dabei nicht abbrechen.
Eine weiche Stimmführung, d.h. ein sanftes unverkrampftes Schwingen der Stimmlippen, wird erlernt.
Die Atmung wird bewusst kontrolliert und Techniken wie die Zwechfellatmung u.ä. erarbeitet.